Was tat sich 2024 für die Mobilitätswende in Lichtenberg, wie geht es in 2025 weiter?

Veröffentlicht von Justus am

Nach mehr als 7 Jahren Kampf ist die Siegfriedstraße endlich im Bau (Stand Oktober 2024, Foto: Johanna)

Das Jahr 2024 war ein Jahr voller gemischter Gefühle für die Mobilitätswende in Lichtenberg. Einerseits wurden sichtbare Fortschritte erzielt, andererseits zeigte sich, wie stark der politische Gegenwind notwendige Veränderungen bremst.

Die Eröffnung der Fahrradstraße Hönower Weg im Juni war ein großer Erfolg. Als Teil der Vision „Radbahn U5“ zeigt sie, wie moderne und sichere Mobilitätsinfrastruktur aussehen kann. Doch dieser Fortschritt verdeutlicht auch, wie lange solche Projekte durch politische Hürden verzögert werden können, denn der Lückenschluss bis zur Treskowallee bleibt weiterhin aus – trotz angeblicher Befürwortung auf allen Seiten.

Ähnlich frustrierend ist die Situation an der Treskowallee. Diese gefährliche Straße hätte längst sichere Radwege bekommen müssen. Stattdessen wird die notwendige Infrastruktur mit Verweis auf bauliche Gegebenheiten und angeblich unlösbare Verkehrsprobleme weiter hinausgezögert. Der Verweis auf langfristige Großprojekte wie die Tangentialverbindung Ost (TVO) ist hier keine Lösung – die Treskowallee braucht jetzt eine schnelle und sichere Umgestaltung, unabhängig von anderen Vorhaben. Die Demonstration im August hat dies erneut eindrucksvoll deutlich gemacht.

Auch auf übergeordneter Ebene ist die Lage alarmierend. Der Radwegestopp in Berlin hat nicht nur wichtige Projekte verzögert, sondern die gesamte Mobilitätswende ins Stocken gebracht. Hinzu kommt die drastische Kürzung der Mittel für den Ausbau umweltfreundlicher Mobilität. Ein Blick auf die steigenden Zahlen des Radverkehrs in Berlin zeigt, wie dringend ein breiter Ausbau der Infrastruktur ist. Im Jahr 2024 wurden an einigen Zählstellen Rekordwerte gemessen, teils mit einem Plus von bis zu 30 Prozent gegenüber den Vorjahren. Anstatt jetzt mutig in die Zukunft zu investieren, setzt die Politik weiterhin Prioritäten, die einer autozentrierten Verkehrspolitik der Vergangenheit entsprechen. Diese Entwicklung ist nicht nur eine Gefahr für die Verkehrssicherheit, sondern auch für den Klimaschutz und die Lebensqualität in der Stadt.

Dennoch gab es 2024 wichtige Erfolge, die zeigen, was möglich ist: Temporäre Spielstraßen in der Wandlitzstraße boten Raum für sicheres Spielen und neue Nutzungsmöglichkeiten. Kiezblocks wie im Weitlingkiez und Kaskelkiez konnten durch Poller zur Verkehrsberuhigung weitere Fortschritte machen. Auch die Kieztour im Oktober entlang der Frankfurter Allee stärkte den Austausch zwischen Anwohner:innen, Initiativen und Politik und zeigte, wie Veränderungen konkret umgesetzt werden können.

Ausblick auf 2025

Das neue Jahr bietet die Chance, auf den Erfolgen von 2024 aufzubauen. Besonders wichtig wird die Fertigstellung der Scheffel- und Siegfriedstraße, die symbolisch für den jahrelangen Einsatz des Netzwerks stehen. Das neue Jahr bringt wichtige Infrastrukturprojekte in Lichtenberg. Neben der Fertigstellung der Scheffel- und Siegfriedstraße beginnen endlich die Arbeiten an zwei neuen geschützten Radfahrstreifen:

  • Alt-Friedrichsfelde: Als Teil der stark befahrenen B1/B5 bekommt diese Hauptstraße dringend benötigte sichere Radinfrastruktur.
  • Hansastraße (nördlicher Abschnitt): Hier wird eine neue Radverbindung entlang der Straßenbahntrasse geschaffen, um Radfahrende sicher von Weißensee nach Alt-Hohenschönhausen zu führen.

Diese Projekte zeigen, dass Veränderungen möglich sind – doch sie kommen spät und brauchen weiter Druck, um nicht erneut ins Stocken zu geraten. Auch der Ausbau der Fahrradstraßen, darunter Hentig- und Cäsarstraße, ist ein wichtiger Schritt. Doch der Wandel darf nicht bei Einzelprojekten stehen bleiben – wir brauchen eine umfassende Wende, die alle Verkehrsbereiche betrifft. Dafür ist es entscheidend, die Bürger:innen weiterhin aktiv einzubeziehen.

Ein erstes Highlight wird der Neujahrsempfang am 19. März sein, bei dem zentrale Fragen der Mobilitätswende diskutiert werden. Zudem gilt es, die Kiezblocks besser zu vernetzen, um gemeinsam stärker auftreten zu können. Regelmäßige Netzwerktreffen sollen hierfür die Basis bilden.

Fazit

Das Jahr 2024 hat gezeigt, wie viel Zeit Veränderungen benötigen, wenn politische Widerstände und knappe Mittel im Weg stehen. Aber es hat uns auch einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie Mobilität in einer gerechteren, umweltfreundlicheren Stadt aussehen kann. Jetzt gilt es, diese Fortschritte zu verteidigen und auszubauen. Die Mobilitätswende braucht uns alle – unseren Einsatz und unsere Hartnäckigkeit. Gemeinsam können wir 2025 zu einem Jahr des Durchbruchs machen.